VERHANDELN STATT STREITEN

 

Im Berufsleben, in der Nachbarschaft oder in der Familie kommt es regelmäßig zu Konfliktsituationen. Normalerweise versuchen zwei Parteien dann in einem ersten Schritt direkt untereinander eine Lösung zu finden. Ist dies nicht möglich, so bitten die Kontrahenten eine dritte Person darum, eine konstruktive Lösung herbeizuführen. Diese Vermittlung nennt sich Mediation. Oft stellt sie eine kostengünstigere und weniger Nerven aufreibende Alternative zu einem gerichtlichen Verfahren dar. Dessen Ende ist meist völlig ungewiss. Hauptgedanke bei Mediationen ist es, eine Lösung zu finden, bei der keine der sich gegenüber stehenden Personen das Gesicht verliert.

Bedeutung von Mediationen

Was bedeutet Mediation nun ganz genau? Unter dem Begriff versteht man ein Verfahren, bei dem Streitende unterstützend von einem außenstehenden Dritten aus freien Stücken und eigenverantwortlich das Ziel verfolgen, einen Konsens zum Zwecke der Konfliktbeilegung zu erzielen.

Diese Vermittlung und der Weg hin zu einer für beide Seiten zufriedenstellenden Lösung ist oft von Erfolg gekrönt, wie viele Präzedenzfälle zeigen.



Gebiete der Mediation

So wie es unterschiedliche Anwendungsgebiete gibt, existieren ebenfalls mehrere Bezeichnungen für Mediatoren und deren jeweilige Spezialgebiete. Im Falle innerfamiliärer Streitfälle wäre folglich der Familienmediator kompetenter Ansprechpartner. Dabei könnte es um eine anstehende Scheidung oder Erziehungsprobleme gehen. Streiten sich Verwandte um ein Erbe, ist ebenfalls ein Familienmediator hilfreich oder auch ein Wirtschaftsmediator. Beabsichtigt ein Firmeninhaber seine Nachfolge zu regeln und im Zuge dessen gibt es böses Blut, so ist dies ein Fall für den Wirtschaftsmediator für Unternehmensnachfolge. Der Spezialist mit Schwerpunkt Wirtschaft ist auch gefragt, wenn innerhalb eines Unternehmens Entlassungen aufgrund von Umstrukturierungen oder wirtschaftlicher Schieflagen anstehen. Außerdem ist die Intervention eines Wirtschaftsmediators angebracht, sobald Mobbing unter Kollegen vorkommt. Für die Softwarebranche ziehen Konfliktparteien einen IT-Mediator heran.

Pädagogische Einrichtungen und öffentlicher Bereich

Jugend-und Bildungseinrichtungen engagieren immer wieder Schlichter. Junge Menschen kommen oft untereinander nicht zurecht und reagieren dann mit Streit oder wenden sogar Gewalt untereinander an. Zwischen Pädagogen und Schutzbefohlenen sind Konflikte auch an der Tagesordnung. Dasselbe gilt für das Verhältnis zwischen Erziehungsberechtigten und Lehrenden.

Im öffentlichen Bereich herrscht auch nicht nur eitel Sonnenschein. Geht es um Bau-, Umwelt- oder Planungsprojekte, erweisen sich Beziehungen zwischen Unternehmen, Behörden, Verbänden, Anwohnern oder Bürgerinitiativen meist als kritisch. Dann ist Hilfe von außerhalb dringend erforderlich.


Ein letzter Anwendungsbereich für Schlichtung betrifft konfliktreiche Verhältnisse zwischen Nachbarn oder von Mietern und Vermietern. Häufige Streitthemen sind hier Lärm und Schmutz, das gemeinschaftliche Nutzen von Räumen, Mietsachen, Grenzstreitigkeiten und Mängel an Haus oder Wohnung.




Der richtige Zeitpunkt einer Schlichtung

Entstehen größere Probleme in den oben genannten Bereichen, setzen Schlichter dort an, wo die Streitenden zu keiner Einigung kommen. Auf diese Weise entstehen im Idealfall Rahmenbedingungen, in denen Beteiligte über ihre gegensätzlichen Standpunkte sachlich diskutieren. Geschulte Profis lenken Gespräche, sodass für alle Seiten eine befriedigende Lösung zustande kommt. Der richtige Zeitpunkt für ein schlichtendes Gespräch ist folglich vor einem drohenden Gerichtsverfahren, solange ein Kompromiss noch realistisch erscheint.

 

Was Mediatoren leisten

Bei Konflikten nehmen Mediatoren die Rolle eines neutralen Vermittlers ein. Sie schaffen ein konstruktives Klima und achten auf Fair Play. Für die Resultate von Gesprächen zeichnen die Parteien selbst verantwortlich. Nur sie allein fassen Beschlüsse und verhandeln Bedingungen aus. Mediatoren unterstützen sie dabei, Ursachen von Streitereien auf den Grund zu gehen und selbst gemeinsam Lösungsstrategien herauszuarbeiten. Mediatoren benötigen für ihre Tätigkeit eine Spezialisierung. Daneben verfügen sie über Fachwissen in den jeweiligen Streitsachen. Nur unter diesen Voraussetzungen sind sie in der Position, Konfliktgespräche effektiv zu moderieren.

 

Faktoren einer erfolgreichen Schlichtung

Oberste Maxime bei dieser Aufgabe ist Vertraulichkeit. Was Mediatoren erfahren, unterliegt der Schweigepflicht. Dies ist eine wesentliche Bedingung dafür, dass die Parteien sich im Beisein des Mediators wirklich öffnen. Erfolgreich zu schlichten setzt weiterhin Freiwilligkeit auf beiden Seiten voraus. Hat also ein Beteiligter den Wunsch, ein Gespräch oder sogar die Schlichtung zu beenden, so ist dies sein gutes Recht. Beginnt das Verfahren erst einmal, verläuft es üblicherweise ohne vorherige Festlegung auf ein zu erreichendes Ziel. Die verfahrene Situation zu lösen, hängt vom gleichberechtigten Agieren der Parteien ab. Ist dem nicht so, liegt es in der Verantwortung des Schlichtenden, ausgleichend zu intervenieren.


Das gerichtliche Schlichtungsverfahren

Die Schlichtung hat den Zweck, ein gerichtliches Verfahren zu vermeiden. Kommt es dennoch zu einem Prozess, ordnet der Richter ggf. während eines laufenden Verfahrens eine Schlichtung an. Die übernimmt dann ein unbefangener Richterkollege. Dieser ist in seiner Rolle als Mediator kein Entscheider. Vielmehr ist seine Aufgabe, eine übereinstimmende Willenserklärung der Konfliktparteien herbeizuführen. Diese läuft auf die Rücknahme von Klage oder Rechtsmittel hinaus. Denkbar ist außerdem ein gerichtlicher Vergleich.

Erlangen die Parteien nach dem Einschalten der vermittelnden Person keine Einigung, kommt es zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens.



Fazit

Erfahrungsgemäß ist der Weg einer Schlichtung für die Lösung von Konflikten konstruktiver und vor allem friedlicher Natur. Er ist kürzer, humaner und wesentlich günstiger als ein gerichtliches Verfahren. Das belegen Statistiken, denen zufolge in rund 80% der Fälle eine Einigung erzielt wird. Selbst bei aussichtslos erscheinenden Fällen besteht Hoffnung, sofern Mediatoren mit viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl gute Strategien verfolgen. Die Veränderung der kritischen Situation und somit der Weg hin zur Befriedung liegt letzten Endes bei den sich gegenüberstehenden Parteien. Vor diesem Hintergrund sind die Möglichkeiten von Schlichtern also endlich.

 

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